Heft 12: Wiederkehr des Mythos?

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6. Jahrgang, 1986, 178 Seiten, broschiert

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Zum Thema

Der Traum von der Allmacht der menschlichen Vernunft scheint ausgeträumt zu sein. Das Vertrauen in die Fortschritte der wissenschaftlich-technischen Revolution ist erschüttert, die Hoffnung auf eine, auf die Beherrschung der Natur gegründete, vernünftige Gesellschaft fragwürdig geworden. Stehen wir am „„Ende der Aufklärung““, am „“Ausgang der Moderne““ ratlos vor einer unwirtlichen Welt, vor den Trümmern einer Hybris, die alles für erkennbar und machbar hielt?

Die einen sehen die globalen Probleme, vor denen wir heute stehen, als das Resultat einer verkürzten Rationalität, die in bornierter Erfolgswut die Interessen der menschlichen Gemeinschaft ausgeblendet hat. Die anderen sehen darin die Auswüchse der Rationalität überhaupt. Wo folglich die einen auf eine andere, ganzheitliche Rationalität setzen, da ordnen die anderen die Rationalität dem Mythos unter. „“Rückkehr zum Mythos““ wird zum Zauberwort, das sich mit der Perspektive einer neuen, friedlichen, humaneren Welt verbindet.

Eröffnet die Rückkehr zum Mythos wirklich einen Ausweg aus der gegenwärtigen Misere oder verbirgt sich dahinter ein gefährlicher Irrationalismus, der uns der Katastrophe nur noch näherbringt?

Die Reihe der Artikel beginnt mit einer Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Mythos-Diskussion (Manuela Günter, Alexander v. Pechmann, Thomas Wimmer) sowie einer philosophiehistorischen Positionsbestimmung von Mythos und Aufklärung innerhalb der (sokratischen) Ethik (Konrad Lotter).

Eine zweite Gruppe setzt sich mit den „„klassischen““ Versuchen auseinander, den Mythos als ein Moment in die philosophische Reflexion zu integrieren. Sie beginnt mit Schelling (Ralph Marks) und Nietzsche (Elmar Treptow) und führt über die problematische Beziehung Bloch – C.G. Jung (Tilman Evers) zu Horkheimer/Adorno (Angelika Kansy) und zu Habermas (Udo Wieschebrink).

Unter bestimmtem, problemorientiertem Interesse schließlich fragt Günter Schulte, ob am Ende der Schriftkultur die neuen Formen der Kommunikation einer Mythologisierung unserer Erfahrung Vorschub leisten. Wolfram Wenzel untersucht die Rolle der Mythologie in der Wirklichkeitserfahrung der Kinder. Wolfhart Henckmann diskutiert neuere Versuche, das Verhältnis von Mythos und Kunst zu bestimmen. Alfred Gomez-Muller stellt Mythos und Vernunft im Verhältnis zur Geschichte dar. Den Abschluß bilden Stellungnahmen der Historiker Jürgen Kocka und Michael Stürmer und des Politologen Reinhard Kühnl zu drei –von der Redaktion vorgelegten  Fragen nach dem Verhältnis von Mythos und nationaler Identität.

Den Artikeln folgt wie immer ein ausführlicher Rezensionsteil zum Thema sowie eine Glosse über die Sumpfblüten, die der Mythos bzw. Mystizismus gegenwärtig in den Massenmedien treibt (Wolfgang Höppe).

Noch ein Wort in eigener Sache. Ab der nächsten Ausgabe erhöht sich der Verkaufspreis des „Widerspruch“ auf 5 DM pro Heft (4,50 DM für Abonnenten incl. 1.50 DM Versandkosten ). Nach wie vor arbeiten Autoren und Redaktion unentgeltlich. Wir hoffen auf das Verständnis unserer Leser.

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