Heft 31: Globalisierung

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18. Jahrgang, 1998, 190 Seiten, broschiert

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Die Globalisierung schafft neue Fakten, die Karten werden weltweit neu gemischt. Während in Teilen der Dritten Welt die Wirtschaft boomt, wächst in der Ersten Welt das Heer der Arbeitslosen und der Teilzeit-Multijobber, und die ehedem erkämpfte Jahreskur gerät zum finanziellen Abenteuer. Wem, wie in weiten Teilen der Welt, die Ressourcen fehlen, um an dem globalen Tanz teilzunehmen, wird aussichts- und hoffnungslos abgehängt.

Diesen rasanten Veränderungen des gesellschaftlichen Seins hinkt das gesellschaftliche Bewußtsein hinterher. Vor der Macht der global players, der Investoren und Börsenspekulanten, müssen, so scheint es, Wissenschaft und Politik die Segel streichen. Theorie und politische Praxis vollziehen nur nach und segnen ab, was „Fakt ist“. Gilt für sie heute, was Hegel von der Philosophie sagte, da sie immer zu spät kommt?

Dieser Situation entspricht eine derzeit aufs Ökonomische verengte Strategiediskussion, die die Rettung vor den sozialen Problemen und Konflikten sich just von dem Globalisierungsprozeß verspricht, der diese Probleme schafft. Wer, so heißt es, sich dem Diktat des globalen Wettbewerbs nicht unterwirft und den Anschluß ans globale Netz verpaßt, dem droht der Abstieg in die historische Bedeutungslosigkeit. Angesichts dieser scheinbaren Alternativlosigkeit versucht das Heft, Abstand zu gewinnen. Es wird nach Begriffen, Kategorien und Differenzierungen gesucht, die das Neue des Neuen erkennbar und damit den Globalisierungsprozeß kritisierbar und Alternativen denkbar machen. Das Heft will sich so an der notwendigen Rückgewinnung des Politischen beteiligen.

Reinhard Jellen, Manuel Knoll, Markus Neeser, Bernhard Schindlbeck und Sibylle Weicker unternehmen den Versuch, die „Globalisierung als Entwicklungslogik eines Systems“ zu beschreiben. Im Rückgriff auf die Kategorien der Marxschen Theorie zeigen sie sowohl die Notwendigkeit als auch die Widersprüchlichkeit der gegenwärtigen ökonomischen und politischen Verhältnisse auf.

Anschließend stellt Lutz Madig die „Globalisierung aus Sicht der soziologischen Prozeßtheorie Norbert Elias“ dar. Er weist auf den sozialen Charakter und die politischen wie sozio-kulturellen Voraussetzungen dieses Vorgangs hin und geht den Brüchen der individuellen und kollektiven Verhaltensmuster und Bewußtseinsformen nach. In seinem Artikel unterzieht Elmar Treptow die Systemtheorie Luhmanns der Kritik. Zwar scheint es, als entspreche die Abstraktionsfähigkeit dieser Theorie den Realabstraktionen, die der globale Markt vollzieht; aber sie blendet aus, wovon sie abstrahiert, und erzeugt einen bloß ideologischen Schein, der das schlicht rechtfertigt, was „einen Markt hat“.

Marcel Dobberstein Essay „Ikarus und die Universalmaschinen“ geht den Veränderungen der ästhetischen Wahrnehmungs- und Erlebnisweisen nach. Mit der Durchsetzung des digitalen Universalcodes und der dadurch möglich gewordenen Verschmelzung der Medien in einem multifunktionalen Verbund verschwinde die Unmittelbarkeit des Erlebens und entstehen neue Formen der Synästhesie.

Schließlich stellt Rainer E. Zimmerrnam in Hinblick auf den XX. Weltkongreß der Philosophie (Boston, 10-16.8.1998) Überlegungen über die erzieherische Funktion und Rolle der Philosophie an, die ihr unter den Bedingungen der Globalisierung des Wissens zukommen kann.

Das Gespräch der Widerspruch-Redaktion mit Wilhelm Vossenkuhl, dem letztjährigen Dekan des philosophischen Fachbereichs der Universität München, hat die Auswirkungen der Globalisierung auf die Hochschule und das Studium zum Thema und behandelt die geplanten Reformen der Hochschule und des Philosophiestudiums.

Dem Gespräch schließen sich Stellungnahmen der Philosophiestudenten Heinrich Mayer und Oliver von Criegern an.

Im ausführlichen Rezensionsteil des Heftes werden einschlägige Bücher zum Thema besprochen. Er enthält, abweichend von der üblichen Praxis, zwei Besprechungen von J. Habermas’ „Die Einbeziehung des Anderen“. Da beide Rezensionen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte setzen, erscheint uns ihre Veröffentlichung als gerechtfertigt. Im Anschluß an diesen Teil gibt Ignaz Knips einen Bericht über den Kongreß „Return on globalization“ in der Kölner Universität vom 11.-12.3.1997. Der Besprechungen neu erschienener Bücher folgt der Nachruf auf den afrikanischen Philosophen Peter Bodunrin (siehe Widerspruch Nr. 30) von Ronnie Peplow.

Mit dieser Nummer endet unsere bisherige Zusammenarbeit mit dem Attempto-Verlag. Vom nächsten Heft, Nr.32, an wird der Widerspruch wieder im eigenen Verlag erscheinen. Wir nehmen diese Veränderung zum Anlaß, die Zeitschrift mit einem neuen Konzept zu versehen und preisgünstiger anzubieten.

Zu Ihrer Information und Bestellung bitten wir unsere Leser, die Internet-Adresse: http://www.widerspruch.com abzufragen.

Die Redaktion