Heft 36: Perspektiven postnationaler Demokratie
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21. Jahrgang, 2001, 144 Seiten, broschiert
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Zum Thema
Hat Marx doch recht? Muß der politisch-rechtliche Überbau, ob er will oder nicht, der wirtschaftlichen Basis folgen? Jedenfalls scheint die wachsende Vernetzung der Märkte zum weltweiten Markt die alten Nationalstaaten mit ihren territorialen Souveränitäten zu entmachten. Der ehrwürdige citoyen, als „mündiger Bürger“ Träger und Stütze seines Staates, scheint zugunsten des global agierenden bourgeois zu verschwinden. Seine Majestät der Staat, so wird man gewahr, hat keine Kleider mehr.
Als Antwort auf diese „postnationale Konstellation“ erschallt in den Ländern Europas das ultramontane Wort des alten Adenauers: „Europa muß geschaffen werden!“ Aber nicht um der christlichen Einheit oder des ersehnten Friedens willen, wie ihn die grenzenniederreißenden Idealisten der Nachkriegszeit begehrten, sondern – gut materialistisch – als Anpassung des institutionellen Überbaus an das ökonomische Reich der Notwendigkeiten. Wie aber ,schafft’ man ein solches Europa? Bürokratisch von oben oder demokratisch von unten? Wer will überhaupt ein einiges Europa, wer nicht und warum?
Manuel Knoll geht in seinem Beitrag „Perspektiven postnationaler Demokratie in Europa“ auf die gegenwärtige Diskussion um die politische Verfassung der Europäischen Union ein, in der er Deutschland als die treibende Kraft wirken sieht und durchaus Chancen erkennt, provinziellnationale Denk- und Handlungsmuster zu überwinden.
Im Interview beantwortet Hauke Brunkhorst die Fragen, die ihm die Widerspruch-Redaktion über zentrale Probleme einer postnationalen Demokratie gestellt hat.
Anhand von eindringlichen Beispielen weist Christian Nürnberger in seinem Essay „Ist ein Mehr von Gutem gut?“ auf die Notwendigkeit hin, die desaströsen Energien der kapitalistischen Wirtschaftsweise wieder politisch in den Griff zu kriegen. Insgesamt 15 Buchbesprechungen zu Problemen „postnationaler Demokratie“ schließen den thematischen Teil des Heftes ab.
In unserer Reihe „Münchner Philosophie“ erscheint diesmal ein autobiographischer Bericht von Elisabeth Gössmann, der von dem bitteren Hindernislauf einer Philosophin durch eine Domäne der Männer erzählt.
Der Beitrag von Georgios Karageorgoudis stellt das voluminöse Werk von Robert B. Brandom „Making lt Explizit“ vor und will dessen Thesen diskutabel machen.
Im abschließenden Rezensionsteil werden aktuelle Neuerscheinungen aus der Philosophie vorgestellt.
Die Redaktion