Heft 41: Anstoß Adorno

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23. Jahrgang, 2003, 148 Seiten, broschiert

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Zum Thema

Wie gehen wir heute mit Theodor W. Adorno um? Die Kongresse, Konferenzen und Tagungen, die zum Anlass seines 100. Geburtstags stattgefunden haben, ließen augenscheinlich die berühmten zwei Fraktionen im „Revisionismusstreit“ wieder auferstehen:

Die Fraktion derer, für die Adorno sich erledigt hat. Sie finden sich heute in einem Diskurs wieder, der – sprachphilosophisch und dekonstruktivistisch aufgeklärt – nicht mehr von einem „Ganzen“ sprechen möchte, sondern weiß, dass er sich je schon in ihm bewegt. Freilich schließe diese Kluft nicht aus, sich des Theoriepotentials, das Adorno hinterlassen hat, zu vergewissern, es auf seine „anschlussfähigen“ Elemente und nutzbringenden Einsichten abzuklopfen und auch fündig zu werden.

Für die anderen – und nicht nur seine treuesten Schüler – ist die Kritische Theorie als „unerledigte Aufgabe“ offen geblieben. Sie artikulieren mit Adorno das Unbehagen an jenem Diskurs und erkennen, verschieden gewichtet, in der Begrifflichkeit, die Adornos Werk zur Verfügung stellt, die Ansätze zu einer tragfähigen Kritik und Analyse der Gegenwart als Ganzer. – Beide „Adorno-Fraktionen“ tragen, so scheint es, in neuen Gewändern das alte Problem zwischen Realos und Fundis über das aus, „was not tut“: kritische Moderne contra Kritik der Moderne.

Einen erhellenden Überblick und konkrete Einblicke in die geistige Situation im „Adorno-Jahr“ gibt die interdisziplinäre Umfrage des Widerspruch zur „Aktualität Adornos“, zu der der Soziologe Hauke Brunkhorst, der politische Theoretiker Alfons Söllner sowie die beiden Philosophen Gerhard Schweppenhäuser und Christoph Türcke beigetragen haben.

In seinem Artikel „Antisystem. Drei Stichpunkte zur kritischen Theorie der Gesellschaft“ hebt Roger Behrens auf die Einheit im kritischen Denken Adornos ab. Er will zeigen, was an theoretischer Kraft verloren ginge, würde das Ganze des Werks aufgelöst, und würden Philosophie und Ästhetik, Ökonomie und Soziologie als getrennte Teile behandelt.

Michaela Homolka konstatiert einen ästhetischen Wandel vom Zeit- und Raumdenken. Sie geht in ihrem Beitrag „Nach Adorno“ dem bislang weitgehend unbeachtet gebliebenen Räumlichen im Denken Adornos nach, das für eine zeitgemäße Rezeption erst noch fruchtbar zu machen wäre.

Über die „Internationale Theodor W. Adorno-Konferenz“, die vom Institut für Sozialforschung vom 25. bis 27.9.2003 in Frankfurt ausgerichtet wurde, berichten aus unterschiedlicher Perspektive und Fragestellung Alexander von Pechmann und Percy Turtur. Ihnen schließt sich der Rezensionsteil von Büchern zum Thema an.

Das Sonderthema dieses Heftes knüpft an die Thematik „Globalisierung“ der vorangegangenen Nummern an. In seinem Artikel „Im Inneren des Empire“ stellt Wolfgang Langer die Evidenz der These vom „Verlust des Politischen“ in Frage. Er will anhand der Rechts- und Staatsphilosophie Hegels zeigen, dass deren Kategorien weiterhin ihre Relevanz besitzen.

In unserer Reihe „Münchner Philosophie“ stellt Eberhard Simons im Gespräch seinen intellektuellen Werdegang sowie die Kernelemente seines philosophischen Konzepts einer „Neuen Ökonomia“ vor und nennt verschiedene theoretische wie praktische Perspektiven, die sich mit diesem Gesamtkonzept eröffnen.

Rezensionen aktueller Neuerscheinungen beschließen das Heft.

Die Redaktion