Heft 11: Gentechnologie

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6. Jahrgang, 1986, 156 Seiten, broschiert

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Die Gen-Technik versetzt den Menschen heute in die Lage, direkt in den Prozeß der natürlichen Evolution einzugreifen. Die biochemischen Verfahren der Rekombination der Gene sowie der Zellkerntransplantation ermöglichen es, neue biologische Arten zu erzeugen sowie „“Bio-Maschinen““ zu konstruieren, die gewünschte Stoffe produzieren. Die gentechnische Produktion einiger Medikamente und Mikroorganismen ist erst der Anfang eines neuen, bio-technischen Produktionsverfahrens.

Seit Beginn der genetischen Experimente wurde und wird über die Folgen dieser neuen Technologie diskutiert. Umstritten sind noch immer die sicherheitstechnischen Aspekte der Auswirkungen neuer Arten und Stoffe auf die Biosphäre und den Menschen sowie des öko-nomischen Nutzens neuer pflanzlicher und tierischer Organismen.

Die Übertragung dieser gentechnischen Methoden auf den Menschen wirft allerdings neue, weit über Fragen des Nutzens und der Sicherheit hinausgehende Probleme auf. Bis zu welchen Grenzen lassen sich – abgesehen von ihrer Machbarkeit – technische Eingriffe in den natürlichen Prozeß der menschlichen Fortpflanzung ethisch legitimieren? Widerspricht nicht die Manipulation der Zellkerne – gar der Keimzellkerne – unserem Verständnis menschlicher Identität und Würde?

Wann beginnt „“menschliches Leben““? Was ist überhaupt „“Leben““; und was schließlich ist „“der Mensch““: ein bestimmter Code, freier Geist, ein denkendes Tier …? Von der Beantwortung dieser Grundfragen der Biologie und Anthropologie hängen letztlich die ethischen Kriterien ab, nach denen die Grenzen zwischen erlaubter und unerlaubter Humangenetik gezogen werden sollen.

In seinem Beitrag „„Gentechnik und sozialer Fortschritt““ skizziert Konrad Lotter die ethisch-politischen Positionen, die sich in der Diskus-sion um die Gentechnologie herausgebildet haben.

Der Mediziner Hans Georg Zachau, der Jurist Arthur Kaufmann, sowie die Philosophen Wolfgang van den Daele, Hans Lenk, Robert Steigerwald und Walther Ch. Zimmerli nehmen aus ihrer Sicht Stellung zu Fragen einer möglichen „“Gen-Ethik““, die ihnen die Redaktion gestellt hat.

Norbert Müller vertritt in seinem Artikel „“Technologica non grata“. Die Genetik und ihre Folgen“ aus therapeutischer Sicht“ die Auffassung, daß die pauschale Ablehnung der Humangenetik eher ideologisch motiviert als sachlich begründet sei.

Ähnlich argumentiert Alexander von Pechmanns Beitrag „“Warum nicht klonen?““, der zu zeigen versucht, daß bestimmte ethisch begründete Ablehnungen der Gentechnik auf biologistischen Grundannahmen basieren.

Anhand der Gentechnologie-Diskussion untersucht Ignaz Knips in „“Kommunikative Rationalität. Probleme eines diskurstheoretischen Zuganges zur Moderne (Technologiediskussion)““ die Tragfähigkeit von Habermas’ Theorie der Moderne.

Wolfram Wenzel setzt sich in „“Sinn und Unsinn der Soziobiologie““ mit den Gründen der Wirksamkeit des „Mythos vom Gen“ auseinander.

Wolfgang Höppe glossiert in seinem Beitrag „“Und weil es nichts gibt, woran man sich halten kann““ die derzeitige Diskussion über die ethischen und rechtlichen Grenzen der Gentechnologie.

Den Beiträgen folgt eine Reihe von Rezensionen aktueller Veröffentlichungen, insbesondere zum Thema.

Ein Bericht über die 3. Ernst-Bloch-Tage in Tübingen von Moritz Epple beenden den Band.

Die Redaktion