Heft 26: Ästhetik des Nationalen
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14. Jahrgang, 1994, 130 Seiten, broschiert
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Zum Thema
Die Stimmen mehren sich, die aus den Trümmern, den Spuren und Zeichen der destruierten Moderne wieder Werke von erhabener Größe geschaffen sehen wollen. War die Post-Moderne der kürzeste Weg von der Moderne in die Vor-Moderne?
Die Ästhetik des schönen Scheins, dem die 80er Jahre die Befreiung der Kunst zum ornamentalen Spiel der Formen und zur Banalität des Alltäglichen verdanken, soll durch die Erhebung zum Erhabenen ersetzt werden. Durch den schalen Ramsch des Alltagsgetriebes hindurch wird wieder nach den vergangenen Heroen und bleibenden Gottheiten der Nation gesucht. Literaten, Künstler, Architekten verlassen die ephemere Gegenwart und begeben sich zu den ewig-frischen Quellen des nationalen Jungbrunnens. Serbische Dichter preisen ihren wiederauferstanden Christus. Russische Literaten verschwinden schier im Schoße Rossias, der Mutter Heimat. Scharen gefälliger Kulturschaffender stemmen in Berlusconis Mediennation Italia wieder zur Urquelle von Macht und Größe. Und jenseits des Rheins zankt die Intelligenz, ob La France, Mutter aller Kultur, oder doch Marianne, die Heroine der Revolution, dem nationalen Götterrat präsidieren darf. Und die Deutschen? Wo ist der Deutschen Vaterland?
Die verschiedenen Formen der nationalen Ästhetik in Deutschland, die in den unterschiedlichen Beziehungen der Literatur zur Nation zum Ausdruck kommen, behandelt der Beitrag von Konrad Lotter. Er spannt den Bogen vom 18. Jahrhundert zur Gegenwart und zeigt, wie das Utopische, das dem Begriff des Nationalen innewohnte, ins Mythische umschlägt. In seinem Beitrag kritisiert Elmar Treptow die Ästhetik des Erhabenen, die sich – im Unterschied zu Kant – nicht nur auf die Natur, sondern auch auf das Kapital und die Nation beziehen läßt.
Maria Isabell Pena Aguado geht in ihrem Beitrag anhand der Ästhetik Lyotards der Frage nach, ob die postmoderne Theoriebildung Potentiale für deren Verwendung in nationalistischen Theoriemustern bereitstellt.
Der ostdeutsche Schriftsteller Rainer Klis beantwortet Fragen, die der Widerspruch ihm über die geistige Situation der deutschen Literatur nach der Wiedervereinigung gestellt hat.
Enrique Huelva Unternbäumen stellt die Kunsttheorie Ernesto Grassis als eine eigenständige Konzeption dar, die aus der Verbindung von italienischer und deutscher Denktradition hervorgegangen ist.
Als Sonderthema veröffentlichen wir ein Gespräch über Kampf um Anerkennung und Engagement, das Axel Honneth mit Mitarbeitern des Widerspruch gefhrt hat.
Im Rezensionsteil werden Bücher zum Thema und philosophische Neuerscheinungen besprochen. Ein Bericht über die Wiener Ausgabe des Nachlasses von Ludwig Wittgenstein von Ignaz Knips sowie ein Bericht vom Kongreß „Fremdheit und Vertrautheit – Hermeneutik im europischen Kontext“ in Halle am 21.-24.9.1994 von Christian Vogt schließen das Heft ab.
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Ab 1995 erscheint der Widerspruch im renommierten Tübinger Attempto-Verlag als halbjähriges philosophisches Periodikum. An der redaktionellen Selbständigkeit und am Profil des Widerspruch sowie am Sitz der Redaktion wird sich dadurch nichts ändern. Jedoch kommt die äußere Gestaltung der Zeitschrift nunmehr in kundige und professionelle Hände. Die Textgestaltung und das Layout werden sich mit der nächsten Nummer verändern und verbessern. Die Präsenz des Widerspruch in der Öffentlichkeit und im Buchhandel wird gestärkt und manche Umständlichkeit der Vergangenheit angehören. Diese Umstellungen werden Folgen für die Preisfestsetzung haben. Das Abonnement wird sich auf ca. 13.- DM, das Einzelheft auf ca. 15.- DM erhöhen, aber unter den Üblichkeiten von Fachzeitschriften bleiben.
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Verlag und Redaktion