Heft 7: Abschied von der Arbeit?

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4. Jahrgang, 1984, 156 Seiten, broschiert

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Glaubt man den Prognosen, werden wir bis zum Ende des Jahrzehnts mit ca. 4 Millionen Arbeitslosen allein in der Bundesrepublik zu rechnen haben. Die Arbeitslosigkeit wird weltweit, neben der Erhaltung des Friedens, das entscheidende politische Problem der nächsten Jahre sein.

Zunehmend weniger macht die Arbeitslosigkeit vor den Universitäten halt; sie konfrontiert die Studenten, insbesondere in den geisteswissenschaftlichen Fächern mit der Frage ihrer Berufs- und Lebensperspektive. Im Fach Philosophie beginnt man über die Arbeitsperspektiven der Philosophie, aber auch über eine Philosophie der Arbeitsperspektive nachzudenken.

Hinter der lebhaften Diskussion über die Auswirkungen und Antworten auf die Arbeitslosigkeit, über die Zukunft der „Arbeitsgesellschaft“ und die Konzepte einer „post-modernen“ Gesellschaft, einer „Alternativ-“ oder „Dualwirtschaft“ steckt eine philosophische Dimension, die die Grundfragen menschlicher Existenz, das Verhältnis des Menschen zur Natur und zu sich selbst berührt und in deren Mittelpunkt der für die Neuzeit zentrale Begriff der „Arbeit“ steht.

Die Beiträge des vorliegenden Heftes beziehen sich auf die Frage nach der Bedeutung der Arbeit für den Menschen. Gehört die Arbeit so wesensmäßig zum Menschen, daß der Abschied von der Arbeit zugleich ein Gang in die menschliche Sinn- und Wertlosigkeit wäre? Bietet die gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklung die erstmalige Chance, den Menschen vom Fluch der Arbeit zu befreien, und ihm die reale Möglichkeit seiner Selbstverwirklichung zu geben? Oder ist das Ende der „Arbeitsgesellschaft“ nicht vielmehr eine unvermeidliche Notwendigkeit, um die menschliche Gattung vor ihrem eigenen Untergang zu bewahren?

Die Reihe der Artikel dieses Bandes wird mit zwei Fragen zum Thema „Arbeitslosigkeit“ eröffnet, die von der Redaktion an Manon Maren-Grisebach und an Peter Koslowski gerichtet wurden und in den beiden folgenden Beiträgen beantwortet werden.

Ralph Marks, Alexander von Pechmann und Elmar Treptow legen eine gemeinsame Skizze „Ende der Arbeitsgesellschaft“ vor, mit der sie den Versuch unternehmen, die drei Dilemmata der „Arbeitsgesellschaft“, deren Ursache und deren Auflösung zu formulieren.

„Die Welt der Fabrik – Bericht über industrielle Kreisläufe“ ist der gekürzte Nachdruck eines Referats, das Wolfgang Zängl im Rahmen der Vortragsreihe „Die Zukunft als Fabrik“ am 8.12.1983 gehalten hat, und der sich mit der Irrationalität moderner Industrieqroßprojekte auseinandersetzt.

In einem Beitrag „Zu Arbeit und Praxis in der Philosophie“ setzt sich Ralph Marks kritisch mit dem herrschenden Verständnis von Arbeit auseinander und versucht – im Anschluß an Aristoteles – eine Reformulierung des Praxisbegriffs.

Konrad Lotter gibt einen Überblick über die unterschiedlichen „Bestimmungen des Marxschen Arbeitsbegriffs“, der zu einem differen-
zierteren Verständnis von Marx’ Theorie der Arbeit beizutragen vermag.

Frank Rehberg faßt die aktuelle betriebs- und industriesoziologische Diskussion über die „Mikroelektronik – neue Technologien und ihre Auswirkungen auf die Arbeit“ zusammen und macht damit auf die gegenwärtigen Veränderungen der Produktionsstruktur und die mit ihnenvverbundenen sozialen Folgen der Entlassungen einerseits und der Arbeitsintensivierung andererseits aufmerksam.

In diesem Heft legen wir die ersten, unvollständigen Ergebnisse der Umfrage „Warum Philosophie studieren? Zur Situation der Philosophie-Hauptfach-Studenten“ vor, die der „WIDERSPRUCH“ zu Beginn des WS 1983/84 im philosophischen Fachbereich durchgeführt hat, und in deren Mittelpunkt die Arbeits- und Studiensituation der Münchner Philosophie-Studenten steht.

An die Beiträge schließt sich eine Reihe von Rezensionen wichtiger Veröffentlichungen zum Thema an, die einen Einblick in die derzeitig kontroverse Diskussion über die Perspektive der „Arbeitsgesellschaft“ geben.

Der Band wird durch einen Leserbrief von Peter Müller, der sich kritisch mit dem Beitrag von Ralph Marks zur Frage der marxistischen Ethik in WIDERSPRUCH 1/83 auseinandersetzt; und durch eine zwar kommentarlos abgedruckte, dennoch erwiderungsbedürftige – Antwort von Harald Kühn auf Heft 2/83 und insbesondere auf Martin Schravens Artikel „Zur Kritik der Philosophie der ’MG“ abgeschlossen.

Die Redaktion