Panorama der an der Münchner Universität gelehrten Philosophie (1990 bis 2020)

Bei seiner Gründung im Jahr 1981 verstand sich der „Widerspruch – Münchner Zeitschrift für Philosophie“ als kritisches Organ und Alternative zur Philosophie, wie sie an der Ludwig-Maximilians-Universität gelehrt wurde. In Abgrenzung zur Wissenschaftstheorie (Neopositivismus) einerseits und zur christlich-orientierten Metaphysik andererseits orientierte er sich an Marx und der Tradition der Kritischen Theorie und Sozialphilosophie, die im offiziellen Lehrangebot der Universität höchst marginal vertreten waren. Unser Anliegen war es, die in München Philosophie Studierenden auch mit dieser Richtung bekannt zu machen.

Seinem Untertitel als „Münchner Zeitschrift“ trug der „Widerspruch“ allerdings auch insofern Rechnung, als er sich, darstellend oder kritisch, mit der an der Ludwig-Maximilians-Universität gelehrten Philosophie auseinandersetzte, sowohl mit ihrer Geschichte als auch mit ihren gegenwärtigen Repräsentanten. Dies geschah in unterschiedlicher Weise: in Round-table-Gesprächen, in Interviews zu Themen, die dem Interesse und der Programmatik der Zeitschrift entsprachen, aber auch in Form von Selbstdarstellungen Münchner Philosophen über ihren eigenen Entwicklungsgang und die von ihnen vertretene Position. Im Verlauf vieler Jahre entstand auf diese Weise ein umfassendes Panorama der in München zwischen 1990 und 2020 gelehrten Philosophie, das wir in einer Folge von Beiträgen hier erneut veröffentlichen und so auch über das Internet zugänglich machen.

Den Anfang macht ein Gespräch des „Widerspruch“ mit Hans Otto Seitschek, dem Herausgeber des Sammelbandes zur Geschichte der „Philosophie der Ludwig-Maximilians-Universität“, von ihren Anfängen in Ingolstadt und Landshut über ihren Umzug nach München (1826) bis in die Gegenwart. Anschließend werden zwei Gespräche folgen, die die Situation des philosophischen Seminars während des „Dritten Reichs“ (mit Hermann Krings) sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit (mit dem Heidegger-Schüler und -Kritiker Ernesto Grassi) zum Thema haben.

Im Weiteren sind Gespräche und Interviews mit den Philosophen Julian Nida-Rümelin, Karl Homann, Wilhelm Vossenkuhl, Thomas Buchheim, Axel Hutter und vielen anderen vorgesehen, aber auch mit dem Sozialpsychologen Heiner Keupp und dem Sinologen Hans van Ess, die im Rahmen ihres Fachgebiets philosophische Fragen erörterten.

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