Heft 19/20: Ende der Linken?

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10. Jahrgang, 1990, 164 Seiten, broschiert

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Zum Thema

Die Linke bedarf einer geschichtlichen Perspektive; aber die realen Bedingungen dafür fehlen heute offenbar. Ist mit dem Ende des „“realen Sozialismus““ auch die Linke am Ende?

Jedenfalls ist mit dem Niedergang des „“realen Sozialismus““ eine Theorie und Praxis am Ende, die Geschichte als einen „“dialektisch-gesetzmäßigen Fortschritt zum Sozialismus““ zu verwirklichen glaubte. Der Sozialismus als „„Ideal““ hingegen erscheint den meisten Autoren des Hefts als weitgehend ungebrochen. Nur die wenigsten sehen jetzt auch das Ideal verschwinden; die anderen suchen es neu zu verorten: als kritisches Potential im Bestehenden, als Kristallisationskern zur Lösung neuer, globaler Überlebensprobleme, als Leitidee einer (post)modernen Gesellschaftstheorie oder einfach als Utopie des guten Lebens. Aber über die Geschichtsmächtigkeit des Ideals herrscht allgemein Skepsis und Ungewißheit. Einen repräsentativen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Beurteilungen und Schlußfolgerungen geben einleitend die Beiträge der Philosophen, Politik- und Sozialwissenschaftler, die die Umfrage des „“Widerspruch““ zum Thema beantwortet haben.

Mit seinem Beitrag „“Ende der Geschichte oder Neue Phase der Aufklärung““ führt Klaus Dörre in die derzeitige Diskussion des Themas ein.

Wolfdietrich Schmied-Kowarzik begründet in „“Ideologie und Wahrheit““ die Aufgabe der praktischen Philosophie, die sich weiterhin dem Ideal als kritischer Instanz verpflichtet weiß.

Der Artikel von Michael Brie „„Die Totengräber hockten in den Nischen““ nennt die widersprüchlichen Elemente der Mentalitätslage in der DDR, die zum Ende des Staatssozialismus geführt haben.

Eine eindringliche Beschreibung ihrer Erinnerungsarbeit nach „“Leipzig 1989″“ geben die Philosophinnen Petra Caysa und Volker Caysa und stellen ihren Entwurf einer „“Hermeneutik des Anderen – eine zweite Philosophie““ vor.

Zum 50. Todestag von Walter Benjamin verweist Manuela Günter auf dessen Aktualität in der geschichtsphilosophischen Diskussion.

Elmar Treptow gibt „“Argumente gegen die Ersetzung der Geschichtsphilosophie durch Moral, Religion und Kommunikation““ und zeigt, daß das theoretische Potential des Marxismus noch keineswegs erschöpft ist.

Gerhard Nagls Beitrag „“Ende des Marxismus und der Kritik des Kapitals?““ weist auf die Reflexionsstruktur der Marx’schen Kapitalanalyse hin, die dessen eigenes Emanzipationsprojekt kritisch zu übergreifen vermag.

„Krise der Linken: ein Beitrag zur Standortbestimmung linker Theorie und Praxis““ von Wolfgang Sommergut und Wolfgang Thorwart diskutiert Neuansätze zur Marx’schen Krisen- und Geschichtstheorie.

Den Artikeln folgen Rezensionen von Büchern zum „Thema sowie von Neuerscheinungen. Berichte vom 15.Philosophiekongreß in Hamburg und von der Bloch-Tagung beschließen den Band.

Die Redaktion